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Was macht die Konkurrenz 2020/21

Begonnen von Tamer Arik Ultra, Montag, 22 Juni 2020, 20:18:59

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L.A. OOP

Dann können wir nur hoffen, dass wir nächste Saison auch nicht absteigen, um endlich BBL Basketball Live zu erleben...

Abdiel

Sehe ich (noch) nicht so. Momentan ist die Lage noch ja so entspannt, dass man die Erkenntnisse aus den Testläufen umsetzen könnte, aber gerade das hat ja Jeder selbst in der Hand. Aber die Ergebnisse aus Restart-19 u.A. sind gar nicht so schlecht gewesen, da bin ich eigentlich guter Hoffnung...

NY2001

Zitat von: Hendrik am Donnerstag,  8 April 2021, 14:06:12
Tut mir leid... das ist die Brechstange zu einem völlig unsinnigen Zeitpunkt. Was will man denn damit beweisen?


Das es auch in schwierigen Zeiten einen Hoffnungschimmer geben kann? Das viele neue Ideen, Sicherheitskonzepte, neue Apps auch mal umgesetzt werden??? Hat meiner Meinung nichts mit der Brechstange zu tun. Einfach auch mal machen....

patte

#198
Zitat von: Hendrik am Donnerstag,  8 April 2021, 14:06:12
Tut mir leid... das ist die Brechstange zu einem völlig unsinnigen Zeitpunkt. Was will man denn damit beweisen?

Zunächst einmal haben die Rostock Seawolves wie auch der HC Empor Rostock die für das bevorstehende Wochenende angedachten Pilotprojekte abgesagt, vor allem, weil das Land Mecklenburg-Vorpommern den Versuchen der Bundesregierung, möglichst bundesweit geltende, einheitliche Schutzmaßnahmen zu ergreifen, nicht im Wege stehen möchte. Das ist nachvollziehbar und zum jetzigen Zeitpunkt aufgrund der gesellschaftlichen Gesamtgemengelage auch völlig richtig.

Grundsätzlich ist jedoch ebenso offensichtlich, was man mit Pilotprojekten dieser Art "beweisen will". Nämlich, "tut mir leid", dass die Diskussion, welche Art von Veranstaltungen unter welchen Rahmenbedingungen möglich sind, endlich wieder sachlich fundiert und faktenbasiert geführt wird, statt wie auch aus deinem zweiten Beitrag hervorgeht, von "Gefühlen" und "individuellen Wahrnehmungen", die zumeist meilenweit an der Realität vorbeigehen, geleitet zu werden.

Die Faktenlage sagt, dass die Stadt Rostock und der Landkreis Rostock mit zusammen rund 425.000 Einwohnern Stand heute (09.04.2021) eine 7-Tage-Inzidenz von 75 haben. Sprich, von 100.000 Einwohnern haben sich im Zeitraum der zurückliegenden Woche 75 Personen neu mit SARS-CoV-2 infiziert. Der Zeitraum einer Woche entspricht nach aktuellem Stand der Wissenschaft auch ungefähr jenem Zeitraum in dem eine infizierte Person in höherem Maße ansteckend ist, davor und danach vielleicht noch "testpositiv", aber eben nicht mehr signifikant ansteckend. Da ja für jeden neu hinzukommenden Tag der jeweils mehr als eine Woche zurückliegende Tag wegfällt, bildet dieser Wert also den Ist-Zustand zumindest belastbar ab.

Nun sollte man aber nicht vergessen, dass es eine hohe Dunkelziffer von unerkannt Infizierten gibt. Nimmt man hier mal den sicherlich nicht zu niedrig gegriffenen Faktor 8 an, würde dies bedeuten, dass die reale 7-Tage-Inzidenz für Stadt und Landkreis Rostock aktuell nicht bei 75, sondern eben bei 600 liegt. Heißt wiederum, dass Stand heute pro 100.000 Einwohnern 600 Personen mit COVID-19 in ansteckungsfähiger Phase durch und rund um Rostock laufen.

Bei den beiden Pilotprojekten der Seawolves und des HC Empor sollten am Wochenende 500 Personen in der Stadthalle Rostock zusammenkommen. Legt man die obige Verteilung mit Dunkelfaktor 8 zugrunde (600 Infizierte pro 100.000 Einwohner) hieße das also, dass sich unter den 500 Gästen bei den Seawolves genau 3 COVID-19-Erkrankte (in ansteckungsfähiger Phase) befinden müssten.

Wohlwissend, dass dem so ist, sehen kluge Veranstaltungskonzepte vor, dass der Zugang zur Halle nur mit Schnelltest direkt vor Ort möglich ist (so z.B. erst vor zwei Wochen bei einem Heimspiel der NINERS ausprobiert und als umsetzbar empfunden). Nach gängiger Lehrmeinung können vom Beginn der ansteckungsfähigen Phase bis zur Nachweisbarkeit der Erkrankung durch einen Schnelltest noch 0 bis 3 Tage vergehen. Den sich hieraus ergebenden Durchschnittswert zugrunde gelegt, würde also mindestens einer der oben genannten drei "positiven Gäste" der Seawolves durch das Schnelltestverfahren direkt vor Einlass ausfindig gemacht und der Zugang für jene eine Person verwehrt werden.

Blieben also noch 2 unerkannt Erkrankte, die sich dann unter den 500 Gästen befinden, also 498 andere Personen bei jenem Heimspiel anstecken könnten. 498? Nein, nicht wirklich. Denn Stand heute haben offiziell bereits knapp 1,25 Prozent aller Menschen in und um Rostock eine Corona-Erkrankung wissentlich durchlaufen, besitzen also nach aktuellen Kenntnisstand einen signifikanten Immunschutz gegen eine neuerliche Erkrankung, welche dann auch derart zur Ausprägung kommt, dass diejenigen wiederum infektiös werden. Bitte, weil es an diesem Punkt besonders wichtig ist, bei einer eventuellen Gegenargumentation bzgl. Mutationen, etc. mit ernsthaften Zahlen argumentieren. Selbstverständlich verfolge auch ich sehr intensiv das Geschehen rund um Corona inklusive Meldungen um "Wiederansteckungen", aber mir ist schlicht und ergreifend keine einzige belastbare Studie bekannt, die nachweist, dass es wenige Wochen oder Monate nach durchlaufener Erkrankung in bedeutsamer Anzahl (also oberhalb des 0,000...irgendwas-Prozentbereich) zu Neuansteckungen kommt, welche dann auch noch zu einer derart schweren Krankheitsausprägung führen (also oberhalb des 0,000...irgendwas-Prozentbereich), dass jene "Zweitinfizierten" gleich wieder zu "Spreadern" werden. Selbstredend wird der Immunschutz mit der Zeit nachlassen, die Ansteckungsgefahr und Ansteckungsfähigkeit werden zunehmen. Aber nach nunmehr 15 Monaten weltweiter Pandemie ist es bislang nirgends in wirklich signifikanter Zahl aufgetreten und dies gilt es bei dem Versuch zur Rückkehr in eine Normalität, bei sämtlichen Modellierungen und Risikoabschätzungen schlichtweg ernsthaft mit zu beachten.

Also zurück zu oben genannten 1,25 % Rostocker Bürgern, die bereits eine Erkrankung durchlaufen haben. Wenn wir schon weiter oben einen Dunkelfaktor von 8 bezüglich der Berechnung der aktuell real Infizierten ansetzen, muss man jenen Faktor aber auch bei der Berechnung jener Personen anwenden, die bereits eine Erkrankung durchlaufen haben. Heißt also 1,25 % x 8 --> macht 10 % vormals Erkrankter und damit aktuell mit erheblich geringerem Risiko "bedrohte" Personen. Man müsste also die oben genannte Zahl von 497 ansteckungsgefährdeten Gästen um ~ 48 Personen reduzieren.

Dann kommt noch die Thematik Impffortschritt. Stand heute haben deutschlandweit knapp 6 % aller Bürger bereits ihre zweite Impfung erhalten. Hinzu kommen WEITERE 8 %, die bereits ihre erste Impfung erhielten. In Summe genießen also bereits 14 % aller Deutschen einen durch Impfung signifikant erhöhten Schutz vor Ansteckung und überdies vor der Gefahr, eine Ausprägung der Krankheit zu durchlaufen, die sie selbst akut ansteckend macht. Ja, beide Faktoren werden schon nach der Erstimpfung erheblich gesenkt, nach der Zweitimpfung und mit dann jeder fortlaufenden Woche des Immunschutzaufbaus umso mehr. Aber ich möchte hier gar keine Fantasiezahlen ins Rennen führen. Nehmen wir also an, dass wenigstens ein Drittel der genannten Personen schon heute einen erheblichen Immunschutz aufgebaut hat. Das wären dann also 5 % der deutschen Bevölkerung. Es gibt aber sicherlich noch Überschneidungen zwischen den weiter oben genannten 10 % vormals Infizierter und den nunmehr 5 % ausreichend Geimpfter. Deshalb möchte ich die eingangs erwähnte Zahl von 497 ansteckungsbedrohten Menschen gern nur auf reale 430 Personen reduzieren.

Spätestens an diesem Punkt könnten man natürlich die Alarmglocken läuten. Unter 500 Gästen befinden sich 2 Gefährder und 430 Gefährdete. Das kann doch nur im absoluten Chaos enden.  :o

Oder auch nicht. Denn kluge Veranstaltungskonzepte setzen ja genau an diesem Punkt an. Stichwort FFP2-Maske, durchweg zu tragen, ja, über den gesamten Zeitraum der Veranstaltung hinweg. Wird sich nicht jeder daran halten, ist auch nicht hundertprozentig zu kontrollieren, aber es wird dennoch das Ansteckungsrisiko in erheblichem Maße reduzieren, eben gerade auch deshalb, weil sich nur 2 ansteckungsfähige Gefährder in der gesamten Stadthalle Rostock befinden. Das zweite Stichwort lautet Abstand. Bei einer Belegung von bspw. nur 10 Prozent aller Plätze ist es möglich, auf der Tribüne um jede einzelne Person einen Schutzkreis von 9 Plätzen zu ziehen. Gast in der Mitte, jeder angrenzende Platz bleibt frei. Da dies beim nächsten und übernächsten Gast ebenso der Fall ist, befinden sich an jeder Stelle der Halle zwischen jedem Gast in jede Richtung zwei freie Plätze, was bei durchschnittlichen deutschen Hallen 1.5 bis 2.0 Meter Abstand ausmacht.

Wenn zudem eine Veranstaltungsstätte wie bspw. die Messe Chemnitz mit ihren beim Basketball rund 5.000 Plätzen in solch einem Pilotprojekt nur 500 Personen Einlass gewährt, sind auch Zuschauerströme am Eingang, auf der Tribüne, in der Toilette, beim Auslass, etc. sehr gut zu steuern, um Abstände zu wahren. Klappt selbstredend nicht in jeder einzelnen Sekunde an jedem einzelnen Punkt der Halle, aber derart flächendeckend, dass das Ansteckungsrisiko jener 2 unerkannten Gefährder nochmals signifikant reduziert wird. Hinzu kommen bspw. hochfunktionale Belüftungsanlagen wie jene in der Messe Chemnitz, welche bei Vollbetrieb die gesamte Innenluft der Halle aller 5 bis 7 Minuten gegen Frischluft von außen austauscht. Von inflationär aufgestellten Desinfektionsspendern, permanenten Hinweisen durch Hallensprecher, Anzeigetafel, Spieltagsheft, die erhöhte Sensibilität der Besucher durch ein gewisses Selbstschutzinteresse und/oder durch das innewohnende Bedeutungsbewusstsein für den "geliebten" Gastgeber NINERS oder Seawolves, etc. gar nicht erst zu reden.

Zu guter Letzt möchte ich gern noch den R-Wert ins Feld führen. Dieser liegt Stand heute in Deutschland bei 0,8. Das heißt, eine wissentlich bekannte infizierte Person, steckt wissentlich bekannt 0,8 weitere Personen an. Nun habe ich aber bereits zweimal den Dunkelfaktor 8 einbezogen, der dann natürlich auch hier gelten muss. Hieße also, dass eine wissentlich infizierte Person aktuell eher 6,4 Personen größtenteils unwissentlich anstecken würde. Nimmt man einen niedrigeren Dunkelfaktor an, fällt dieses Risiko selbstredend erheblich ab. Gehen wir aber gern von jener bedrohlichen Zahl 6,4 aus. Würde ja bedeuten, dass die oben genannten zwei erkrankten und ansteckungsfähigen Seawolves-Gäste zusammen schon 13 weitere Personen bei besagtem Heimspiel anstecken müssten. Wenn man an dieser Stelle aufhört, könnte man das Bedrohungsszenario "Superspreader-Event" durchaus heraufbeschwören.

Nun sollte aber jedem, der sich halbwegs mit dieser Thematik befasst, bewusst sein, dass der R-Wert das durchschnittliche Ansteckungsrisiko in durchschnittlichen Begegnungssituationen abbildet. Jener R-Wert wird also vor allem durch solche Situationen mit besonders hohem Ansteckungsrisiko nach oben "getrieben". Vor allem durch Situationen mit engem Kontakt, ohne FFP2-Maske, ohne Desinfektionsmittel und in kleinen Räumen mit schlechter Belüftung. Alles enorm wichtige Punkte, die sich eben gerade bei einem durchdachten Pilotprojekt völlig gegenteilig verhalten. Allein die FFP2-Maske reduziert das Ansteckungsrisiko nach aktueller Studienlage um 85 bis 90 Prozent. Bei einem Abstand von mehr als 1.5 Metern soll sich das Ansteckungsrisiko in einem ebensolchen Maße verringern. Desinfektion und gute Durchlüftung bringen weitere Prozente. Welcher R-Wert bleibt in solch einer spezifischen Situation dann noch übrig? Wie viele Personen würden die besagten 2 Gefährder also wirklich in der Halle anstecken? 15 Prozent der hypothetischen 13 Personen? 10 Prozent? Eher noch 5 oder weniger Prozent? Also am Ende des Tages vielleicht eine oder zwei Personen? Mit einer nicht zu verachtenden Wahrscheinlichkeit vielleicht sogar gar keine?

Was bedeutet es aber, wenn sich tatsächlich bei solch einem Pilotprojekt meinetwegen zwei weitere Personen anstecken. Bei einer aktuellen 7-Tage-Inzidenz von 75 stecken sich unter den 425.000 Einwohnern von Stadt und Landkreis Rostock jeden Tag 45.5 Personen wissentlich neu an. Bei Dunkelfaktor 8 sind es jeden Tag 365 Neuinfizierte. Wo liegt der reale Mittelwert? Eher bei 100 oder 200 oder 300? Und was bedeutet es dann, wenn durch ein derartiges Pilotprojekt an irgendeinem Tag X, also bspw. nächsten Dienstag im gesamten Großraum Rostock die Zahl der Neuinfizierten von 100 auf 102 steigt? Oder von 200 auf 202 bzw. 300 auf 302? Sich die Gesamtzahl an einem ganz bestimmten Tag also anteilig um 0.7 bis 2 Prozent erhöht?

Nun könnte man natürlich sagen, dass es nicht bei diesen zwei Neuinfizierten bleibt, sondern diese in ihrem privaten und beruflichen Umfeld wiederum die nächsten anstecken, diese dann wieder die Nächsten und die Nächsten und die Nächsten, um ja nur irgendwie auf eine Gesamtzahl zu kommen, die einen auch nur ansatzweise den Teufel vom "Superspreadingevent" an die Wand malen lässt. Ja wie viele stecken sich denn in der Folge dann an? Wie schnell dreht sich denn die Spirale des exponentiellen Wachstums?

Auch gern an dieser Stelle ein Ausflug in die Zahlen. Von einem in jener Zeit recht durchschnittlichen Tiefpunkt von deutschlandweit rund 2.000 bekannten Neuinfektionen täglich Mitte Oktober kam es binnen zwei Monaten bis Mitte/Ende Dezember zu einem Anstieg auf Höchststand 30.000 pro Tag. Also eine Verfünfzehnfachung binnen zwei Monaten, die im Faktor natürlich ebenso auch für die Dunkelziffer gilt. Vom nächstfolgenden Tief Anfang/Mitte Februar von täglich 5.000 neuen Fällen stieg es bis jetzt Anfang/Mitte April auf 20.000 Fälle pro Tag. Also eine Vervierfachung binnen zwei Monaten. Der Mittelwert liegt demnach ungefähr bei einer Verzehnfachung binnen zwei Monaten. Das sind die realen Steigerungsraten in besonderen Hochphasen, wenn man nur mal etwas längere und damit deutlich belastbarere Zeiträume betrachtet, statt einfach nur (polemisch gesagt) den niedrigsten Sonntag der Vorwoche mit dem höchsten Mittwoch der nächsten Woche zu vergleichen.

Heißt also, sollte Deutschland gerade mitten in die nächste Welle taumeln, sollten Impf- und Durchseuchungsfortschritt keinerlei Wirkung zeigen, müsste sich die Zahl der Neuansteckungen gemessen an den bisherigen Wellen in den nächsten zwei Monaten abermals verzehnfachen. Es ist natürlich hochgradig unwahrscheinlich, dass wir dann Anfang Juni bei 200.000 bekannten Neuansteckungen pro Tag liegen, aber nehmen wir doch mal dennoch dieses "schwarzmalerische Horrorszenario" an. Das würde nämlich bedeuten, dass sich die oben genannten zwei vermeidbaren Neuansteckungen beim Pilotprojekt der Seawolves über einen Zeitraum von zwei Monaten zu satten 20 vermeidbaren Neuansteckungen potenziert hätten. 20 vermeidbare Ansteckungen. In zwei Monaten. Auf 425.000 Einwohner in Stadt und Landkreis Rostock gerechnet. Also 0,0047 Prozent der Gesamtbevölkerung zusätzlich betroffen. Wenn darunter mal nicht das Gesundheitssystem in und um Rostock zusammenbricht.

Ganz ehrlich, ich verstehe vollkommen, dass viele Menschen hierzulande aktuell sehr besorgt sind. Es ist auch völlig klar, dass wir die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Virus durch verschiedenste Maßnahmen eindämmen müssen, um eine tatsächliche Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden. Ebenso verstehe ich, wenn sich jemand meinen Zahlen und Hochrechnungen nicht uneingeschränkt anschließt oder Risiken anders bewertet. Aber bitte, bitte, bitte - wenn man schon so einen dramatisierenden Begriff wie "Superspreadingevent" verwendet, sollte man sich wenigstens einige Minuten mal die Mühe machen und hinterfragen, ob der wirklich angebracht ist. Und man sollte bestenfalls auch einfach mal selbst einen Taschenrechner, wissenschaftliche Erkenntnisse und belastbare Studien bemühen, um am Ende auch nur halbwegs eine Rechnung aufmachen zu können, welche die eigene "Superspreader-Ansicht" stützt, statt einfach nur Plattitüden als scheinbare Totschlagargumente rauszuhauen. Ich gebe den Weg hier ja schon vor - also bitte auch mal raus mit eigenen Inzidenzzahlen, R-Werten, Berechnungen usw. - bei klaren Abweichungen gern auch mit entsprechender Quelle, um wenigstens halbwegs zu untermauern, dass ein sinnvoll umgesetztes Pilotprojekt mit strengen Rahmenbedingungen zwangsläufig oder mindestens sehenden Auges zu einem Superspreadingevent wird, welches kurz-, mittel- oder langfristig signifikante pandemische Folgen oder Restriktionen für ganze Städte und Landkreise zur Folge hätte.

Darüber hinaus habe ich noch einen weiteren Wunsch. Wenn man schon fernab aller Mathematik jedwedes Pilotprojekt als "Teufelszeug" brandmarken möchte, vielleicht auch, weil man selbst die persönlichen Meinung vertritt, dass jede weitere Ansteckung schon eine zu viel ist, dann bitte das Ganze auch bis zum Ende weiterdenken. Wer nämlich jetzt schon Risikoerhöhungen im Promillebereich, in der zweiten, dritten Stelle nach dem Komma, als "Superspreading" dramatisiert und unterbindet, der hat genau Null Perspektive auf viele Monate hinweg. Warum? Legt man meine Berechnung zugrunde, stecken sich durch das Pilotprojekt der Seawolves und bei einer Verzehnfachung der Neuansteckungen über die kommenden zwei Monate, am Ende genau 0,0047 Prozent der Rostocker Bevölkerung zusätzlich (und vermeintlich vermeidbar) an. Vielleicht zeigt Hendrik ja aber auch auf, dass es laut seinem Modell zu einer nochmals zehnfach höheren Ansteckung kommt, also 0,047 Prozent über das Normalaufkommen hinaus betroffen wären, weshalb ein derartiges "Superspreadingevent" eben tunlichst zu unterbinden ist und erst bei deutlich höherer Durchimpfung/Durchseuchung möglich sein darf.

Bei welcher Höhe dann eigentlich? Schon einmal probeweise durchgerechnet? Angenommen, es wären wie eingangs erwähnt eben nicht nur 70 Besucher des Pilotprojektes durch Impfung/überstandene Erkrankung signifikant geschützt, sondern schon satte 280 Besucher. Also ein Impf-/Durchseuchungsfortschritt um das Vierfache. Mehr als die Hälfte aller Besucher betreffend. Es könnten sich also statt 430 Personen nur noch 220 Besucher anstecken. Nur noch rund die Hälfte. Risiko halbiert. Klingt super, oder? Hat nach Adam Ries dann folgende Auswirkung: Binnen zwei Monaten, in denen sich die Zahl der täglichen Neuansteckungen auch noch horrormäßig von 20.000 auf 200.000 verzehnfachen würde (was nicht passiert), wären dank der vierfach höheren Impfung/Durchseuchung zum Zeitpunkt des Pilotprojekts nur noch 0,00235 Prozent zusätzlich (und vermeintlich vermeidbar) betroffen. Oder in der nochmals zehnfach höheren "Hendrik-Variante" eben 0,0235 Prozent. Der reale Vorteil einer vierfach höheren Impfung/Durchseuchung bringt also innerhalb der folgenden zwei Monate eine Vermeidung von zusätzlichen Fällen in Höhe von 0,002 bis 0,02 Prozent der Gesamtbevölkerung. In klaren Zahlen: Bei 425.000 Rostockern werden also durch Pilotprojektumsetzung erst nach vierfach höherer Impfung/Durchseuchung in einem Zeitraum der folgenden zwei Monate zwischen 85 und 850 zusätzliche Ansteckungen vermieden.

Wow, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Pilotprojekte sollen erst dann wieder umgesetzt werden dürfen, wenn sich in den folgenden zwei Monaten nur jeder 5.000ste bis 50.000ste Bundesbürger zusätzlich im Vergleich zur jetzigen Durchführung anstecken könnte. OK, kann man sich natürlich so wünschen. Aber wer solche Zahlen im Promillebereich zur Grundlage irgendwelcher "Superspreading-Verteufelungen" macht, ohne auch nur eine Sekunde mal selbst reale Auswirkungen durchzurechnen, der wird auch 2022 noch keinerlei Faktenbasis haben, die auch nur einen Hauch von Öffnung zuließe. Und dann? Abkehr vom jetzigen Weltbild, weil man durch die Realität eines besseren belehrt wurde? Herabsenkung der eigenen, jetzt angelegten, "zahlenbasierten" Maßstäbe um das zehn-, hundert- oder tausendfache, nur weil es dann gerade opportun ist? Sorry, aber ein ganz klein bisschen Mathematik darf man auch jetzt schon anwenden, bevor man mit "Superspreading-Stammtisch-Gedöns" um die Ecke kommt.
SO MANY IDIOTS - SO FEW BULLETS!

BREAKDANCE-STEINI

Hast Du jetzt noch Fingerkuppen an Deinen Fingern Patte?? :lol: :lol: :buck: :buck:
Weil die Lichtgeschwindigkeit schneller ist als die Schallgeschwindigkeit,hält man viele Leute für "Helle Köpfe" .... bis man sie reden hört !

Moralischer Ritter auf hohem Ross

Zitat von: patte am Freitag,  9 April 2021, 13:59:05
Zitat von: Hendrik am Donnerstag,  8 April 2021, 14:06:12
Tut mir leid... das ist die Brechstange zu einem völlig unsinnigen Zeitpunkt. Was will man denn damit beweisen?

Zunächst einmal haben die Rostock Seawolves wie auch der HC Empor Rostock die für das bevorstehende Wochenende angedachten Pilotprojekte abgesagt, vor allem, weil das Land Mecklenburg-Vorpommern den Versuchen der Bundesregierung, möglichst bundesweit geltende, einheitliche Schutzmaßnahmen zu ergreifen, nicht im Wege stehen möchte. Das ist nachvollziehbar und zum jetzigen Zeitpunkt aufgrund der gesellschaftlichen Gesamtgemengelage auch völlig richtig.

Grundsätzlich ist jedoch ebenso offensichtlich, was man mit Pilotprojekten dieser Art "beweisen will". Nämlich, "tut mir leid", dass die Diskussion, welche Art von Veranstaltungen unter welchen Rahmenbedingungen möglich sind, endlich wieder sachlich fundiert und faktenbasiert geführt wird, statt wie auch aus deinem zweiten Beitrag hervorgeht, von "Gefühlen" und "individuellen Wahrnehmungen", die zumeist meilenweit an der Realität vorbeigehen, geleitet zu werden.

Die Faktenlage sagt, dass die Stadt Rostock und der Landkreis Rostock mit zusammen rund 425.000 Einwohnern Stand heute (09.04.2021) eine 7-Tage-Inzidenz von 75 haben. Sprich, von 100.000 Einwohnern haben sich im Zeitraum der zurückliegenden Woche 75 Personen neu mit SARS-CoV-2 infiziert. Der Zeitraum einer Woche entspricht nach aktuellem Stand der Wissenschaft auch ungefähr jenem Zeitraum in dem eine infizierte Person in höherem Maße ansteckend ist, davor und danach vielleicht noch "testpositiv", aber eben nicht mehr signifikant ansteckend. Da ja für jeden neu hinzukommenden Tag der jeweils mehr als eine Woche zurückliegende Tag wegfällt, bildet dieser Wert also den Ist-Zustand zumindest belastbar ab.

Nun sollte man aber nicht vergessen, dass es eine hohe Dunkelziffer von unerkannt Infizierten gibt. Nimmt man hier mal den sicherlich nicht zu niedrig gegriffenen Faktor 8 an, würde dies bedeuten, dass die reale 7-Tage-Inzidenz für Stadt und Landkreis Rostock aktuell nicht bei 75, sondern eben bei 600 liegt. Heißt wiederum, dass Stand heute pro 100.000 Einwohnern 600 Personen mit COVID-19 in ansteckungsfähiger Phase durch und rund um Rostock laufen.

Bei den beiden Pilotprojekten der Seawolves und des HC Empor sollten am Wochenende 500 Personen in der Stadthalle Rostock zusammenkommen. Legt man die obige Verteilung mit Dunkelfaktor 8 zugrunde (600 Infizierte pro 100.000 Einwohner) hieße das also, dass sich unter den 500 Gästen bei den Seawolves genau 3 COVID-19-Erkrankte (in ansteckungsfähiger Phase) befinden müssten.

Wohlwissend, dass dem so ist, sehen kluge Veranstaltungskonzepte vor, dass der Zugang zur Halle nur mit Schnelltest direkt vor Ort möglich ist (so z.B. erst vor zwei Wochen bei einem Heimspiel der NINERS ausprobiert und als umsetzbar empfunden). Nach gängiger Lehrmeinung können vom Beginn der ansteckungsfähigen Phase bis zur Nachweisbarkeit der Erkrankung durch einen Schnelltest noch 0 bis 3 Tage vergehen. Den sich hieraus ergebenden Durchschnittswert zugrunde gelegt, würde also mindestens einer der oben genannten drei "positiven Gäste" der Seawolves durch das Schnelltestverfahren direkt vor Einlass ausfindig gemacht und der Zugang für jene eine Person verwehrt werden.

Blieben also noch 2 unerkannt Erkrankte, die sich dann unter den 500 Gästen befinden, also 498 andere Personen bei jenem Heimspiel anstecken könnten. 498? Nein, nicht wirklich. Denn Stand heute haben offiziell bereits knapp 1,25 Prozent aller Menschen in und um Rostock eine Corona-Erkrankung wissentlich durchlaufen, besitzen also nach aktuellen Kenntnisstand einen signifikanten Immunschutz gegen eine neuerliche Erkrankung, welche dann auch derart zur Ausprägung kommt, dass diejenigen wiederum infektiös werden. Bitte, weil es an diesem Punkt besonders wichtig ist, bei einer eventuellen Gegenargumentation bzgl. Mutationen, etc. mit ernsthaften Zahlen argumentieren. Selbstverständlich verfolge auch ich sehr intensiv das Geschehen rund um Corona inklusive Meldungen um "Wiederansteckungen", aber mir ist schlicht und ergreifend keine einzige belastbare Studie bekannt, die nachweist, dass es wenige Wochen oder Monate nach durchlaufener Erkrankung in bedeutsamer Anzahl (also oberhalb des 0,000...irgendwas-Prozentbereich) zu Neuansteckungen kommt, welche dann auch noch zu einer derart schweren Krankheitsausprägung führen (also oberhalb des 0,000...irgendwas-Prozentbereich), dass jene "Zweitinfizierten" gleich wieder zu "Spreadern" werden. Selbstredend wird der Immunschutz mit der Zeit nachlassen, die Ansteckungsgefahr und Ansteckungsfähigkeit werden zunehmen. Aber nach nunmehr 15 Monaten weltweiter Pandemie ist es bislang nirgends in wirklich signifikanter Zahl aufgetreten und dies gilt es bei dem Versuch zur Rückkehr in eine Normalität, bei sämtlichen Modellierungen und Risikoabschätzungen schlichtweg ernsthaft mit zu beachten.

Also zurück zu oben genannten 1,25 % Rostocker Bürgern, die bereits eine Erkrankung durchlaufen haben. Wenn wir schon weiter oben einen Dunkelfaktor von 8 bezüglich der Berechnung der aktuell real Infizierten ansetzen, muss man jenen Faktor aber auch bei der Berechnung jener Personen anwenden, die bereits eine Erkrankung durchlaufen haben. Heißt also 1,25 % x 8 --> macht 10 % vormals Erkrankter und damit aktuell mit erheblich geringerem Risiko "bedrohte" Personen. Man müsste also die oben genannte Zahl von 497 ansteckungsgefährdeten Gästen um ~ 48 Personen reduzieren.

Dann kommt noch die Thematik Impffortschritt. Stand heute haben deutschlandweit knapp 6 % aller Bürger bereits ihre zweite Impfung erhalten. Hinzu kommen WEITERE 8 %, die bereits ihre erste Impfung erhielten. In Summe genießen also bereits 14 % aller Deutschen einen durch Impfung signifikant erhöhten Schutz vor Ansteckung und überdies vor der Gefahr, eine Ausprägung der Krankheit zu durchlaufen, die sie selbst akut ansteckend macht. Ja, beide Faktoren werden schon nach der Erstimpfung erheblich gesenkt, nach der Zweitimpfung und mit dann jeder fortlaufenden Woche des Immunschutzaufbaus umso mehr. Aber ich möchte hier gar keine Fantasiezahlen ins Rennen führen. Nehmen wir also an, dass wenigstens ein Drittel der genannten Personen schon heute einen erheblichen Immunschutz aufgebaut hat. Das wären dann also 5 % der deutschen Bevölkerung. Es gibt aber sicherlich noch Überschneidungen zwischen den weiter oben genannten 10 % vormals Infizierter und den nunmehr 5 % ausreichend Geimpfter. Deshalb möchte ich die eingangs erwähnte Zahl von 497 ansteckungsbedrohten Menschen gern nur auf reale 430 Personen reduzieren.

Spätestens an diesem Punkt könnten man natürlich die Alarmglocken läuten. Unter 500 Gästen befinden sich 2 Gefährder und 430 Gefährdete. Das kann doch nur im absoluten Chaos enden.  :o

Oder auch nicht. Denn kluge Veranstaltungskonzepte setzen ja genau an diesem Punkt an. Stichwort FFP2-Maske, durchweg zu tragen, ja, über den gesamten Zeitraum der Veranstaltung hinweg. Wird sich nicht jeder daran halten, ist auch nicht hundertprozentig zu kontrollieren, aber es wird dennoch das Ansteckungsrisiko in erheblichem Maße reduzieren, eben gerade auch deshalb, weil sich nur 2 ansteckungsfähige Gefährder in der gesamten Stadthalle Rostock befinden. Das zweite Stichwort lautet Abstand. Bei einer Belegung von bspw. nur 10 Prozent aller Plätze ist es möglich, auf der Tribüne um jede einzelne Person einen Schutzkreis von 9 Plätzen zu ziehen. Gast in der Mitte, jeder angrenzende Platz bleibt frei. Da dies beim nächsten und übernächsten Gast ebenso der Fall ist, befinden sich an jeder Stelle der Halle zwischen jedem Gast in jede Richtung zwei freie Plätze, was bei durchschnittlichen deutschen Hallen 1.5 bis 2.0 Meter Abstand ausmacht.

Wenn zudem eine Veranstaltungsstätte wie bspw. die Messe Chemnitz mit ihren beim Basketball rund 5.000 Plätzen in solch einem Pilotprojekt nur 500 Personen Einlass gewährt, sind auch Zuschauerströme am Eingang, auf der Tribüne, in der Toilette, beim Auslass, etc. sehr gut zu steuern, um Abstände zu wahren. Klappt selbstredend nicht in jeder einzelnen Sekunde an jedem einzelnen Punkt der Halle, aber derart flächendeckend, dass das Ansteckungsrisiko jener 2 unerkannten Gefährder nochmals signifikant reduziert wird. Hinzu kommen bspw. hochfunktionale Belüftungsanlagen wie jene in der Messe Chemnitz, welche bei Vollbetrieb die gesamte Innenluft der Halle aller 5 bis 7 Minuten gegen Frischluft von außen austauscht. Von inflationär aufgestellten Desinfektionsspendern, permanenten Hinweisen durch Hallensprecher, Anzeigetafel, Spieltagsheft, die erhöhte Sensibilität der Besucher durch ein gewisses Selbstschutzinteresse und/oder durch das innewohnende Bedeutungsbewusstsein für den "geliebten" Gastgeber NINERS oder Seawolves, etc. gar nicht erst zu reden.

Zu guter Letzt möchte ich gern noch den R-Wert ins Feld führen. Dieser liegt Stand heute in Deutschland bei 0,8. Das heißt, eine wissentlich bekannte infizierte Person, steckt wissentlich bekannt 0,8 weitere Personen an. Nun habe ich aber bereits zweimal den Dunkelfaktor 8 einbezogen, der dann natürlich auch hier gelten muss. Hieße also, dass eine wissentlich infizierte Person aktuell eher 6,4 Personen größtenteils unwissentlich anstecken würde. Nimmt man einen niedrigeren Dunkelfaktor an, fällt dieses Risiko selbstredend erheblich ab. Gehen wir aber gern von jener bedrohlichen Zahl 6,4 aus. Würde ja bedeuten, dass die oben genannten zwei erkrankten und ansteckungsfähigen Seawolves-Gäste zusammen schon 13 weitere Personen bei besagtem Heimspiel anstecken müssten. Wenn man an dieser Stelle aufhört, könnte man das Bedrohungsszenario "Superspreader-Event" durchaus heraufbeschwören.

Nun sollte aber jedem, der sich halbwegs mit dieser Thematik befasst, bewusst sein, dass der R-Wert das durchschnittliche Ansteckungsrisiko in durchschnittlichen Begegnungssituationen abbildet. Jener R-Wert wird also vor allem durch solche Situationen mit besonders hohem Ansteckungsrisiko nach oben "getrieben". Vor allem durch Situationen mit engem Kontakt, ohne FFP2-Maske, ohne Desinfektionsmittel und in kleinen Räumen mit schlechter Belüftung. Alles enorm wichtige Punkte, die sich eben gerade bei einem durchdachten Pilotprojekt völlig gegenteilig verhalten. Allein die FFP2-Maske reduziert das Ansteckungsrisiko nach aktueller Studienlage um 85 bis 90 Prozent. Bei einem Abstand von mehr als 1.5 Metern soll sich das Ansteckungsrisiko in einem ebensolchen Maße verringern. Desinfektion und gute Durchlüftung bringen weitere Prozente. Welcher R-Wert bleibt in solch einer spezifischen Situation dann noch übrig? Wie viele Personen würden die besagten 2 Gefährder also wirklich in der Halle anstecken? 15 Prozent der hypothetischen 13 Personen? 10 Prozent? Eher noch 5 oder weniger Prozent? Also am Ende des Tages vielleicht eine oder zwei Personen? Mit einer nicht zu verachtenden Wahrscheinlichkeit vielleicht sogar gar keine?

Was bedeutet es aber, wenn sich tatsächlich bei solch einem Pilotprojekt meinetwegen zwei weitere Personen anstecken. Bei einer aktuellen 7-Tage-Inzidenz von 75 stecken sich unter den 425.000 Einwohnern von Stadt und Landkreis Rostock jeden Tag 45.5 Personen wissentlich neu an. Bei Dunkelfaktor 8 sind es jeden Tag 365 Neuinfizierte. Wo liegt der reale Mittelwert? Eher bei 100 oder 200 oder 300? Und was bedeutet es dann, wenn durch ein derartiges Pilotprojekt an irgendeinem Tag X, also bspw. nächsten Dienstag im gesamten Großraum Rostock die Zahl der Neuinfizierten von 100 auf 102 steigt? Oder von 200 auf 202 bzw. 300 auf 302? Sich die Gesamtzahl an einem ganz bestimmten Tag also anteilig um 0.7 bis 2 Prozent erhöht?

Nun könnte man natürlich sagen, dass es nicht bei diesen zwei Neuinfizierten bleibt, sondern diese in ihrem privaten und beruflichen Umfeld wiederum die nächsten anstecken, diese dann wieder die Nächsten und die Nächsten und die Nächsten, um ja nur irgendwie auf eine Gesamtzahl zu kommen, die einen auch nur ansatzweise den Teufel vom "Superspreadingevent" an die Wand malen lässt. Ja wie viele stecken sich denn in der Folge dann an? Wie schnell dreht sich denn die Spirale des exponentiellen Wachstums?

Auch gern an dieser Stelle ein Ausflug in die Zahlen. Von einem in jener Zeit recht durchschnittlichen Tiefpunkt von deutschlandweit rund 2.000 bekannten Neuinfektionen täglich Mitte Oktober kam es binnen zwei Monaten bis Mitte/Ende Dezember zu einem Anstieg auf Höchststand 30.000 pro Tag. Also eine Verfünfzehnfachung binnen zwei Monaten, die im Faktor natürlich ebenso auch für die Dunkelziffer gilt. Vom nächstfolgenden Tief Anfang/Mitte Februar von täglich 5.000 neuen Fällen stieg es bis jetzt Anfang/Mitte April auf 20.000 Fälle pro Tag. Also eine Vervierfachung binnen zwei Monaten. Der Mittelwert liegt demnach ungefähr bei einer Verzehnfachung binnen zwei Monaten. Das sind die realen Steigerungsraten in besonderen Hochphasen, wenn man nur mal etwas längere und damit deutlich belastbarere Zeiträume betrachtet, statt einfach nur (polemisch gesagt) den niedrigsten Sonntag der Vorwoche mit dem höchsten Mittwoch der nächsten Woche zu vergleichen.

Heißt also, sollte Deutschland gerade mitten in die nächste Welle taumeln, sollten Impf- und Durchseuchungsfortschritt keinerlei Wirkung zeigen, müsste sich die Zahl der Neuansteckungen gemessen an den bisherigen Wellen in den nächsten zwei Monaten abermals verzehnfachen. Es ist natürlich hochgradig unwahrscheinlich, dass wir dann Anfang Juni bei 200.000 bekannten Neuansteckungen pro Tag liegen, aber nehmen wir doch mal dennoch dieses "schwarzmalerische Horrorszenario" an. Das würde nämlich bedeuten, dass sich die oben genannten zwei vermeidbaren Neuansteckungen beim Pilotprojekt der Seawolves über einen Zeitraum von zwei Monaten zu satten 20 vermeidbaren Neuansteckungen potenziert hätten. 20 vermeidbare Ansteckungen. In zwei Monaten. Auf 425.000 Einwohner in Stadt und Landkreis Rostock gerechnet. Also 0,0047 Prozent der Gesamtbevölkerung zusätzlich betroffen. Wenn darunter mal nicht das Gesundheitssystem in und um Rostock zusammenbricht.

Ganz ehrlich, ich verstehe vollkommen, dass viele Menschen hierzulande aktuell sehr besorgt sind. Es ist auch völlig klar, dass wir die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Virus durch verschiedenste Maßnahmen eindämmen müssen, um eine tatsächliche Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden. Ebenso verstehe ich, wenn sich jemand meinen Zahlen und Hochrechnungen nicht uneingeschränkt anschließt oder Risiken anders bewertet. Aber bitte, bitte, bitte - wenn man schon so einen dramatisierenden Begriff wie "Superspreadingevent" verwendet, sollte man sich wenigstens einige Minuten mal die Mühe machen und hinterfragen, ob der wirklich angebracht ist. Und man sollte bestenfalls auch einfach mal selbst einen Taschenrechner, wissenschaftliche Erkenntnisse und belastbare Studien bemühen, um am Ende auch nur halbwegs eine Rechnung aufmachen zu können, welche die eigene "Superspreader-Ansicht" stützt, statt einfach nur Plattitüden als scheinbare Totschlagargumente rauszuhauen. Ich gebe den Weg hier ja schon vor - also bitte auch mal raus mit eigenen Inzidenzzahlen, R-Werten, Berechnungen usw. - bei klaren Abweichungen gern auch mit entsprechender Quelle, um wenigstens halbwegs zu untermauern, dass ein sinnvoll umgesetztes Pilotprojekt mit strengen Rahmenbedingungen zwangsläufig oder mindestens sehenden Auges zu einem Superspreadingevent wird, welches kurz-, mittel- oder langfristig signifikante pandemische Folgen oder Restriktionen für ganze Städte und Landkreise zur Folge hätte.

Darüber hinaus habe ich noch einen weiteren Wunsch. Wenn man schon fernab aller Mathematik jedwedes Pilotprojekt als "Teufelszeug" brandmarken möchte, vielleicht auch, weil man selbst die persönlichen Meinung vertritt, dass jede weitere Ansteckung schon eine zu viel ist, dann bitte das Ganze auch bis zum Ende weiterdenken. Wer nämlich jetzt schon Risikoerhöhungen im Promillebereich, in der zweiten, dritten Stelle nach dem Komma, als "Superspreading" dramatisiert und unterbindet, der hat genau Null Perspektive auf viele Monate hinweg. Warum? Legt man meine Berechnung zugrunde, stecken sich durch das Pilotprojekt der Seawolves und bei einer Verzehnfachung der Neuansteckungen über die kommenden zwei Monate, am Ende genau 0,0047 Prozent der Rostocker Bevölkerung zusätzlich (und vermeintlich vermeidbar) an. Vielleicht zeigt Hendrik ja aber auch auf, dass es laut seinem Modell zu einer nochmals zehnfach höheren Ansteckung kommt, also 0,047 Prozent über das Normalaufkommen hinaus betroffen wären, weshalb ein derartiges "Superspreadingevent" eben tunlichst zu unterbinden ist und erst bei deutlich höherer Durchimpfung/Durchseuchung möglich sein darf.

Bei welcher Höhe dann eigentlich? Schon einmal probeweise durchgerechnet? Angenommen, es wären wie eingangs erwähnt eben nicht nur 70 Besucher des Pilotprojektes durch Impfung/überstandene Erkrankung signifikant geschützt, sondern schon satte 280 Besucher. Also ein Impf-/Durchseuchungsfortschritt um das Vierfache. Mehr als die Hälfte aller Besucher betreffend. Es könnten sich also statt 430 Personen nur noch 220 Besucher anstecken. Nur noch rund die Hälfte. Risiko halbiert. Klingt super, oder? Hat nach Adam Ries dann folgende Auswirkung: Binnen zwei Monaten, in denen sich die Zahl der täglichen Neuansteckungen auch noch horrormäßig von 20.000 auf 200.000 verzehnfachen würde (was nicht passiert), wären dank der vierfach höheren Impfung/Durchseuchung zum Zeitpunkt des Pilotprojekts nur noch 0,00235 Prozent zusätzlich (und vermeintlich vermeidbar) betroffen. Oder in der nochmals zehnfach höheren "Hendrik-Variante" eben 0,0235 Prozent. Der reale Vorteil einer vierfach höheren Impfung/Durchseuchung bringt also innerhalb der folgenden zwei Monate eine Vermeidung von zusätzlichen Fällen in Höhe von 0,002 bis 0,02 Prozent der Gesamtbevölkerung. In klaren Zahlen: Bei 425.000 Rostockern werden also durch Pilotprojektumsetzung erst nach vierfach höherer Impfung/Durchseuchung in einem Zeitraum der folgenden zwei Monate zwischen 85 und 850 zusätzliche Ansteckungen vermieden.

Wow, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Pilotprojekte sollen erst dann wieder umgesetzt werden dürfen, wenn sich in den folgenden zwei Monaten nur jeder 5.000ste bis 50.000ste Bundesbürger zusätzlich im Vergleich zur jetzigen Durchführung anstecken könnte. OK, kann man sich natürlich so wünschen. Aber wer solche Zahlen im Promillebereich zur Grundlage irgendwelcher "Superspreading-Verteufelungen" macht, ohne auch nur eine Sekunde mal selbst reale Auswirkungen durchzurechnen, der wird auch 2022 noch keinerlei Faktenbasis haben, die auch nur einen Hauch von Öffnung zuließe. Und dann? Abkehr vom jetzigen Weltbild, weil man durch die Realität eines besseren belehrt wurde? Herabsenkung der eigenen, jetzt angelegten, "zahlenbasierten" Maßstäbe um das zehn-, hundert- oder tausendfache, nur weil es dann gerade opportun ist? Sorry, aber ein ganz klein bisschen Mathematik darf man auch jetzt schon anwenden, bevor man mit "Superspreading-Stammtisch-Gedöns" um die Ecke kommt.


@Patte: Der Aufsatz macht mir Angst. Kannst du bitte ein ca. 3 Sätze umfassendes Fazit ergänzen? Gern auch in einfacher Sprache für mich. 🤪 Danke.
Koordinator des Sommerlochs und offizieller Social Media Post Deuter.

patte

#201
Zitat von: L.A. Uwe Mais 99 am Freitag,  9 April 2021, 14:28:22
@Patte: Der Aufsatz macht mir Angst. Kannst du bitte ein ca. 3 Sätze umfassendes Fazit ergänzen? Gern auch in einfacher Sprache für mich. 🤪 Danke.

Für dich doch gern: Ein Pilotprojekt der Seawolves mit 500 Gästen, FFP2-Masken, Abstand, Schnelltests, etc. birgt ein signifikantes Risiko, dass es in den folgenden zwei Monaten bis zu 20 zusätzlichen Neuansteckungen unter der knapp halben Million Einwohner von Rostock+Umland geben würde, die ohne Durchführung des Pilotprojektes hätten vermieden werden können. Wer angesichts solcher Zahlen aber gleich die "Superspreading-Keule" schwingt, müsste auf Monate oder Jahre hinaus alles zusperren. Kurzum: Faktenfernes Stammtischgedöns gibt es auf beiden Seiten des Meinungskontinuums leider zuhauf.  :-\

PS: Den Rest nimmst du dir mal als Einschlaflektüre vor.  ;D
SO MANY IDIOTS - SO FEW BULLETS!

Walter Frosch 99

Schließe mich da auch eher Patte an. Ich glaube viele haben im letzten Jahr vielleicht auch verlernt, dass das Leben nunmal nicht 100% risikofrei ist. Der Ursprung vieler Maßnahmen war vor einem Jahr einmal der Gedanke die Intensivstationen nicht überlaufen zu lassen. Es ging nie darum (und das ist auch nicht möglich) das man sich auch mal eine Krankheit einfängt. Zur Einordnung mal die Altersübersicht der Todesfälle mit Corona in Deutschland: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1104173/umfrage/todesfaelle-aufgrund-des-coronavirus-in-deutschland-nach-geschlecht/

Dort wird ja auch klar ersichtlich, dass die Todesfälle unterhalb der 70-jährigen irgendwo dort liegen wie man sie auch in einer heftigeren Grippesaison kennt. Deutlich heftiger ist es eben für die Generation Ü70. Stand heute haben wir aber knapp 13 Mio Impfungen, Ende April werden es um die 20 Mio sein. Das dürfte imho bedeuten das genau diese Risikogruppe dann eben fast vollständig geimpft sein dürfte. Hohe Inzidenzen und Ansteckungen dürften dann kaum noch zu vielen Intensivpflegefällen und Toten führen (und jetzt bitte nicht noch Totschlagargumente wie Long Covid). Und nur darum kann es letztlich gehen, nicht um jegliche Minimierung aller Lebensrisiken auf Null. Corona wird ohnehin nicht mehr verschwinden.
"Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Hans Sarpei."

"Ein Walter Frosch spielt nur in der A-Mannschaft oder in der Weltauswahl."

"Geil, endlich Sommer...da kann ich jetzt in Shorts vorm Computer sitzen" ;D

Sonic

Willst du jetzt endlich mal dein Studium abschließen und wir sollen deine Abschlussarbeit zum Thema "Veranstaltungsmanagement während Akutphase COVID19" Korrektur lesen?  ??? ;D
There is nothing conceptually better than Rock'n Roll.

Sonic

Zitat von: Walter Frosch 99 am Freitag,  9 April 2021, 15:39:46
Schließe mich da auch eher Patte an. Ich glaube viele haben im letzten Jahr vielleicht auch verlernt, dass das Leben nunmal nicht 100% risikofrei ist. Der Ursprung vieler Maßnahmen war vor einem Jahr einmal der Gedanke die Intensivstationen nicht überlaufen zu lassen. Es ging nie darum (und das ist auch nicht möglich) das man sich auch mal eine Krankheit einfängt. Zur Einordnung mal die Altersübersicht der Todesfälle mit Corona in Deutschland: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1104173/umfrage/todesfaelle-aufgrund-des-coronavirus-in-deutschland-nach-geschlecht/

Dort wird ja auch klar ersichtlich, dass die Todesfälle unterhalb der 70-jährigen irgendwo dort liegen wie man sie auch in einer heftigeren Grippesaison kennt. Deutlich heftiger ist es eben für die Generation Ü70. Stand heute haben wir aber knapp 13 Mio Impfungen, Ende April werden es um die 20 Mio sein. Das dürfte imho bedeuten das genau diese Risikogruppe dann eben fast vollständig geimpft sein dürfte. Hohe Inzidenzen und Ansteckungen dürften dann kaum noch zu vielen Intensivpflegefällen und Toten führen (und jetzt bitte nicht noch Totschlagargumente wie Long Covid). Und nur darum kann es letztlich gehen, nicht um jegliche Minimierung aller Lebensrisiken auf Null. Corona wird ohnehin nicht mehr verschwinden.


Ich sehe das prinzipiell genauso. Was aber den Mediziner momentan Sorge bereit, ist, dass die KH bzw. ITS wieder mehr Patienten haben, diese mittlerweile immer öfter U60 sind und somit nicht zu dem ursprünglich besonders gefährdeten Personenkreis gehören.
There is nothing conceptually better than Rock'n Roll.

Hendrik

Ich mach's mal etwas kürzer als Patte....

Natürlich ist es korrekt, dass eine derartige Veranstaltung nicht über Wohl oder Wehe in der Padämiebekämpfung entscheidet. Natürlich kann man das in Einzelfällen machen, ohne dass deshalb die Zahlen komplett durch die Decke gehen.


Aber das Problem ist ja, dass das Ziel eines Pilotprojekts ist, ein Beispiel für gleichartige künftige Veranstaltungen in Zukunft zu geben. Jede Woche. Und nicht nur beim Basketball, sondern auch in anderen Sportarten. Und im Kino. Und im Theater. Und auf einer Messe. Oder einem Volksfest. Und wo auch immer sonst noch.

Und genau da liegt das Problem, denn dann sehen die Zahlen auch in Pattes Szenario anders aus.

Moralischer Ritter auf hohem Ross

Zitat von: patte am Freitag,  9 April 2021, 14:36:38
Zitat von: L.A. Uwe Mais 99 am Freitag,  9 April 2021, 14:28:22
@Patte: Der Aufsatz macht mir Angst. Kannst du bitte ein ca. 3 Sätze umfassendes Fazit ergänzen? Gern auch in einfacher Sprache für mich. 🤪 Danke.

Für dich doch gern: Ein Pilotprojekt der Seawolves mit 500 Gästen, FFP2-Masken, Abstand, Schnelltests, etc. birgt ein signifikantes Risiko, dass es in den folgenden zwei Monaten bis zu 20 zusätzlichen Neuansteckungen unter der knapp halben Million Einwohner von Rostock+Umland geben würde, die ohne Durchführung des Pilotprojektes hätten vermieden werden können. Wer angesichts solcher Zahlen aber gleich die "Superspreading-Keule" schwingt, müsste auf Monate oder Jahre hinaus alles zusperren. Kurzum: Faktenfernes Stammtischgedöns gibt es auf beiden Seiten des Meinungskontinuums leider zuhauf.  :-\

PS: Den Rest nimmst du dir mal als Einschlaflektüre vor.  ;D


War eigentlich nur spaßig gemeint. Aber schön, dass du merkst das es auch mit wenigen Worten geht. Die gewonnene Zeit kannst du zb. zum ausgiebigen Händewaschen nutzen.

[/size][size=78%]PS: wir haben erfolgreich mit dem Berliner Senat und der Berliner Philharmonie eine Testveranstaltung mit 1000 Leuten (Kapazität etwas mehr als 2000) durchgeführt. Es ist mit sehr viel Aufwand (und Kosten) durchaus möglich. Wir arbeiten an einer weiteren Testveranstaltung mit 5000 Besucher (allerdings Open Air). Es ist sogar enorm wichtig hier neue Erkenntnisse zu bekommen, denn ein ,,wie früher" wird es sobald, oder auch vielleicht gar nicht mehr geben. [/size]
Koordinator des Sommerlochs und offizieller Social Media Post Deuter.

Bulldog

Hoffnung !!  Es geht doch auch um Hoffnug und neue begehbare Wege. Wir leben jetzt seit einem Jahr mit dem Virus. Wir fangen jetzt an langsam mehr zu impfen und haben Schnelltests. und das soll dann alles sein??  :lol: das gesamte öffentliche Leben braucht Konzepte die uns nach vorn bringen. Schritt für  Schritt. langsam und vorsichtig, aber stetig. ...und mir Disziplin versteht sich.

So sollte auch meine  Anregung einer Saisonabschlußaktion gegen Alba in eine ähnliche Richtung führen. Und ich hatte sogar die Messehalle außen vor gelassen. Also wie verhält sich jetzt die von Patte genannten Zahlen im Freien. ??? ??? .....jeder wird wohl zustimmen das sie sich nur um den Faktor XX vermindern werden.   Und wer spicht uns Fans denn eine notwendige Vernunft ab.
Es sind immer nur begrenzte Szenarien oder Konstellationen am Rechner machbar. Ob etwas funktioniert das stellt sich heraus wenn man es testet.Ob ein Flugzeug , ein Mannöver oder ein Konzept.   

Die Kernaussage von Pattes Beitrag ist doch wie ad absurdum aktuell mit  Vernunft umgegangen wird. 
"Gute Teams werden großartig, wenn die Mitglieder einander genug vertrauen, um das Ich für das Wir aufzugeben." --- Michael Jordan

BMP

#208
Zitat von: patte am Freitag,  9 April 2021, 13:59:05
Zitat von: Hendrik am Donnerstag,  8 April 2021, 14:06:12
Tut mir leid... das ist die Brechstange zu einem völlig unsinnigen Zeitpunkt. Was will man denn damit beweisen?

Viel, viel Arbeit


Lieber Patte, vielen Dank für den Fleiß, den du in den Post gesteckt hast! Beim ersten Lesen konnte ich deiner Argumentation grundsätzlich folgen, bei genauerem Hinschauen komme ich allerdings zu dem Schluss, dass da ein paar, möglicherweise wichtige, Annahmen vergessen wurden. Ich sage nicht, dass plötzlich ein Superspreaderevent entstehen würde, ich möchte lediglich darauf hinweisen, dass deine arbeitsintensive Modellierung möglicherweise zu viele Aspekte vereinfacht.

Durchschnitt vs. Verteilung:
Stand 31.12.2020 hat die Stadt Rostock 209.755 Einwohner. https://rathaus.rostock.de/de/rathaus/rostock_in_zahlen/ausgewaehlte_eckdaten/bevoelkerung/bevoelkerung_nach_altersgruppen/276726
Diese verteilt sich folgendermaßen
25116 in der Gruppe 0 – 15 Jahre,
133.025 in der Gruppe 15 – 65 Jahre und
51.614 in der Gruppe Ü65.

In MV sind 2,5 % der <60 und 11,4 % der 60+ Gruppe vollständig geimpft. Darüber hinaus liegt die Impfquote bei einer Impfung bei 7,1% bei <60 und 25,6% bei 60+. https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Daten/Impfquoten-Tab.html -> Exceltabelle zu Impfquoten nach Bundesland

Die 60+ Gruppe ist folglich überproportional häufig geimpft. Man könnte nur die durchschnittliche Impfquote zur Berechnung nutzen, wenn die 500 Personen einigermaßen die tatsächliche Bevölkerungsverteilung abbilden würden. Da stellt sich mir die Frage, wie sich die Zuschauer beim Basketball so zusammensetzen? Mein Bauchgefühl, was durchaus falsch sein kann, sagt mir, dass hier die Gruppe <60 bei einem regulären Basketballspiel massiv überrepräsentiert ist. Folglich müsste man auch die Impfquote der Personen wählen, die tatsächlich anwesend sind, um zu berechnen, wie viele der 500 potenziell angesteckt werden können.

Gleiches Problem der Verteilung gilt für deine Annahme, wie viele der 500 überhaupt potentiell infektiös sind. Diese Annahme geht davon aus, dass sich die Infizierten gleichmäßig über die Bevölkerung verteilen und deine 500 Gäste zufällig gezogen sind.
Ich wechsle, weil es für meine Argumentation ziemlich günstig ist, mal zum Fußball. Wie würden sich denn die 500 Zuschauer zusammensetzen? Ich habe keine Zahlen und kann dir nichts vorrechnen, jedoch habe ich die Angst, dass sich unter den 500 Personen möglicherweise überproportional viele Personen befinden würden, die gar nicht so richtig an die Existenz des Virus glauben etc.->  Der Effekt auf deine Berechnung wäre sicherlich nicht zu vernachlässigen 😉

Edith: Leider gibt es beim RKI nur Aufschlüsselung der gesamten Fallzahlen nach Altersgruppe, deshalb hier mal die Gesamtzahlen für MV:

Gesamt: 32758 Fälle
0-4         821 Fälle
5-14       2031 Fälle
15-34     6924 Fälle       
35-59     12763 Fälle
60 - 79   6331 Fälle
80+        3699 Fälle

Auch wenn das Gesamtzahlen und darüber hinaus absolute Werte und keine /100.000 Einwohner sind, kann man wohl davon ausgehen, dass die Personen, die das aktuelle Infektionsgeschehen in MV verdeutlichen, wohl überwiegend in der Gruppe 35 - 59 zu finden sind.

Matze

sehr interessante Übersicht Patte - und auch die nachfolgenden Kommentare
Für mein Verständnis- geht man echt von einer Dunkelziffer von 8 aus bei den Infizierten? dann müsste doch ein Viertel der Deutschen schon "durch" sein.
Ich vermute mal dass in dieser Saison für uns da leider nichts mehr passiert, aber ich hoffe und denke dass man in Richtung Saisonstart der nächsten Saison wieder halbwegs Normalität drinnen haben wird. Und ich hoffe dass sich viele des aktuellen Teams ihre Fan-Belohnung auch in der neuen Saison im Niners-Nikki abholen werden