Du kannst davon ausgehen, dass die Luftfahrtbehörden jedes kleinste Detail aufarbeiten werden - egal, was derzeit durch die Presse geht. Schau dir mal die ausführlichen Abschlussberichte zu anderen Vorfällen an. Insgesamt finde ich die Informationspolitik von allen Beteiligten im Vergleich zu anderen Flugzeugabstürzen der jüngeren Vergangenheit vorbildlich. Das die Medien in solchen Fällen sofort am Rad drehen und allen möglichen Quatsch verbreiten oder Aussagen aus dem Kontext reißen, kann leider auch die beste Öffentlichkeitsarbeit nicht verhindern. Und auch die beste Öffentlichkeitsarbeit ist in einer solchen Situation nicht perfekt, weil da einfach Menschen arbeiten, die sich bei aller Professionalität derzeit im Ausnahmezustand befinden.
Als Vielflieger geht mir persönlich der Absturz im Gegensatz zu anderen Flugzeugunglücken schon ziemlich nahe. Ich hatte sechs Flüge seit letztem Dienstag und bin mehrfach in Tegel an den Kerzen für die Opfer vorbei gelaufen. Da wird einem schon mulmig. Trotzdem ändert der Absturz nichts daran, dass ich mich gerade im A320 und bei Lufthansa, Germanwings und Airberlin absolut sicher fühle. Restrisiken gehören zum Leben.
Auch mir als Nicht-Flieger geht das Unglück sehr nahe, da es genau meine Ängste, unter denen ich persönlich leide, bedient und bestätigt. Seit etwa 6 Jahren bin ich überhaupt nicht mehr geflogen, weil ich mich einfach wieder auf Urlaubsreisen (und Rückreisen!!!

) freuen wollte. Das was hier die Passagieren in den letzten Minuten ihres Lebens durchmachten, ist genau die Horrorvorstellung, die meine Flugangst ausmacht. Dort drin zu sitzen, erkennen was höchstwahrscheinlich in mehr oder wenigen Minuten passieren wird, das nicht in irgendeiner Form beeinflussen oder verhindern zu können und die Gewissheit dass gleich alles vorbei ist, das muss extrem sein.
Die Gefahr eine Autofahrt mit dem Leben zu bezahlen ist bekanntlich um einiges höher, das ist klar - und für die Angehörigen spielt es auch keine entscheidende Rolle, ob ein Familienmitglied durch einen Autounfall oder einen Flugzeugabsturz aus dem Leben gerissen wird. Aber einfach die Vorstellung, dass ich selbst regieren kann - und wenn ich nicht mehr reagieren kann, dass es dann sehr schnell geht - lässt mich beim reisen lieber ins Auto steigen.
Ich fühle auch mit den vielen Flugreisenden -wie Dir - dieser Tage, die sich das Transportmittel nicht raussuchen können. Kann mir gut vorstellen, dass da viele unschöne Gefühle mitfliegen.
Aber gerade diese vielen Spekulationen, die mit oft sehr vaagen Informationen öffentlich betrieben werden und wo dann bei kleinsten Veränderungen der Informationskette wieder alles was am Vortag noch fest stand, komplett anders erscheint, das verunsichert doch erst recht. Am Ende gibt es eine Hauptunglücksursache. Für einige Stunden zumindest haben sich die Medien aber schon auf 3 unterschiedliche Gründe eingeschossen (Airbus, veraltete Maschine einer Billigfluggesellschaft > Billigfluglinien überhaupt, Selbstmordanschlag).
Mich hätte es nicht gewundert wenn man ab Abend des Unglückstages als überwiegend von einem technischen Defekt einer älteren Maschine noch drüber diskutiert hätte, die Fluggesellschaften zu verpflichten alle 20 jährigen Flugzeuge zu verschrotten. Diesen ganzen Aktionismus aus Ängsten heraus, die uns unsere amerikanischen Freunde so "erfolgreich" vorleben, die widert mich einfach an. Ich kann das nicht mehr ertragen. Wie Pizzapasta schrieb: es gibt einfach Lebensrisiken, die dazu gehören. Und Unglücke, das Schicksam und Terroristen sind erfinderisch.

Beim nächsten Mal ist leider alles anders und nicht so wie beim "letzte Mal".
Jetzt werden Entscheidungen aus einen Sachverhalt getroffen wo
wahrscheinlich die Psyche eines einzelnen Menschen nicht so funktionierte wie die der überwältigenden Mehrheit der Menschen. Rückwirkend betrachtet hätte man mit entsprechenden Regeln und Vorkehrungen ziemlich sicher das Unglück genau in dieser Form verhindern können. Aber sobald es diese Regeln gibt, wird sich einfach der Ablauf eines solchen Unglücks nur ändern. Beim nächsten Mal ist es eben anders, dann ist vielleicht der zusätzliche Flugsteward der das Cockpit "zur Sicherheit" betritt der Schwachpunkt im System und der Auslöser eines Absturzes.

Oder ein Pilot verübt einen Selbstmordanschlag auf die Praxis des Arztes, der seine berufliche Zukunft beendet hat, weil er die Untersuchungsergebnisse seinem Arbeitgeber mitgeteilt hat.